Kindergarten Altmühldorf

„Weil unsere Kinder unsere einzig reale Verbindung zur Zukunft sind, und weil sie die Schwächsten sind, gehören sie an die erste Stelle der Gesellschaft.“ Olof Palme

  • Thema

    Sanierung und Erweiterung des Kindergartens von 1969

  • Adresse

    Gewerbestraße 3
    84453 Altmühldorf

  • Grundstück

    2.980 m²

  • Nutzfläche

    484 m²

  • Bauherr

    Pfarrverband St. Laurentius Mühldorf

  • Tragwerksplanung

    Joachim Eiermann, München

  • HLSE-Planung

  • Landschaftsplanung

    Götze + Hadlich mit Markus Roos, München

  • Zeitraum

    2004-2005

Bestand

Als wir den Zustand des 1969 gebauten Kindergartens St. Laurentius beurteilten, stellten wir sehr bald fest, dass eine Generalinstandsetzung des Gebäudes unumgänglich war. Zusätzlich zum schlechten baulichen Zustand erkannten wir eine Vielzahl von funktionalen Mängeln. So mussten auch tagsüber die Räume elektrisch beleuchtet werden, es gab keinen Raum für Bewegungsspiele, keinen Aufenthaltsbereich am Eingang und es fehlte der dringend benötigte Mehrzweckraum.

Umsetzung

Zwischen dem Altbau und der Erweiterung entstand ein völlig neuer Eingangsbereich. Ein einladendes Vordach, eine sonnige und regengeschützte Sitzbank, großzügige Verglasungen und ein Aufenthaltsbereich für Eltern, Kinder und Kindergärtnerinnen am runden Tisch bilden nun das Herzstück des Kindergartens. Von hier verteilen sich die Wege im neuen Gebäude. Die Halle, die zuvor dunkel und niedrig war, vermittelt nun durch ein großes Oberlicht die unterschiedlichen Tageslichtstimmungen. Die angrenzenden Räume haben nun Fenster zur Halle erhalten - damit entsteht eher der Eindruck einer kleinen Gasse als eines innenliegenden Flures. Zusätzlich werden die Gruppenräume mit Tageslicht versorgt.
Es war uns wichtig, den Kindern Räume zu schaffen, die mehr bieten als funktionale Zweckmäßigkeit. So entstanden Räume mit vielfältigen Blickbeziehungen und Stimmungen. Die Kinder können selbständig Erfahrungen mit den unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen machen: hoch und niedrig, hell und dunkel, hallend und gedämpft, weich und hart, rau und glatt, matt und glänzend. So stehen den Kindern vielfältige Frei- und Handlungsspielräume zur Verfügung.
Die Gruppenräume haben zum Beispiel eine Galerie, die in die Halle hereinragt und ihr Anfang und Ende gibt. Der vordere Bereich der Galerie, das „Nest“, bietet den Blick in den Gruppenraum, die Aussicht aus einem geschützten Bereich in das Öffentliche. Der hintere Bereich, die „Höhle“, ist mit Teppich ausgekleidet und hat einen kleinen Ausguck in die Halle. Hier wird das Verlangen nach dem Privaten, dem Zurückgezogenen, erfüllt. An den Fenstern der Gruppenräume können die Kinder in sehr breiten, hölzernen Sitznischen spielen und gleichzeitig Garten und Innenraum überblicken.
Der neue Mehrzweckraum ist Raum zum Rennen und Toben, für Gruppen- und Bewegungsspiele. Er hat, wie ein kleines Theater, einen Bühnenbereich mit Lager und kann zum Beispiel für Schattenspiele komplett verdunkelt werden.
Grundsätzlich haben wir warme und natürliche Oberflächen gewählt. Punktuell, zum Beispiel an den Garderoben, hilft bunte Farbigkeit den Kindern bei der Orientierung. An vielen Stellen haben wir den Kindern kleine Überraschungen angeboten. So sind etwa in den Bädern Spiegelfliesen versteckt, kann an den Treppenwänden durch runde, farbige Glasscheiben die Welt in bunten Farben gesehen werden oder erscheint bei Sonne über der Lichtkuppel der Schatten einer Spirale (entstanden aus der Notwendigkeit einer Durchsturzsicherung). Jedes Kind hat seine individuelle Box zur Aufbewahrung der eigenen Schätze. Am Tor im Eingangsbereich befindet sich eine Vitrine auf Augenhöhe der Kinder, welche von ihnen - je nach Jahreszeit oder Festen im liturgischen Jahr - gestaltet werden kann.
Unser Bestreben ist es, die Kinder mit den Prozessen und Kreisläufen der Natur vertraut zu machen. Vor den Gruppenräumen befinden sich zwei Pflanzbereiche, in denen die Kinder zum Beispiel das Wachsen und Reifen von Früchten verfolgen können. An der Außenwand des Mehrzweckraums bietet ein Rankgerüst den Kindern die Möglichkeit selbst zu pflanzen und die Entwicklung mitzuerleben.
Durch die Generalinstandsetzung ist ein modernes Gebäude mit hohen räumlich-funktionalen Qualitäten und guter Energieeffizienz entstanden. Es verbraucht erheblich weniger Heizenergie und durch geschickte Tageslichtführung wird der Stromverbrauch für die Beleuchtung minimiert.

 
Lageplan
Lageplan
 
Zugangsbereich mit Schaukasten und überdachter Sitzbank
Zugangsbereich mit Schaukasten und überdachter Sitzbank
Garderobenschränkchen
Garderobenschränkchen
 
Gruppenräume mit Spielhöhle und Galerie
Gruppenräume mit Spielhöhle und Galerie
 
Großes Fenster mit tiefer Sitzbank
Großes Fenster mit tiefer Sitzbank
Eingangsbereich mit Besprechungsecke
Eingangsbereich mit Besprechungsecke
Garderobenkästchen mit Einsteckloch für Foto
Garderobenkästchen mit Einsteckloch für Foto
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